Schon die Wikinger befuhren einen Fluss, der in späterer Zeit den Namen „Eider“ erhielt. In der Frühzeit war der Name Fifeldor bekannt, der einerseits eine Grenze zwischen verfeindeten Völkern, aber auch gleichzeitig eine Ortsangabe war: Tor des Schreckens - das war eine Flussdurchfahrt, die den Wikingern den Weg zur Nordsee eröffnete. Später setzte sich für diesen Fluss der Name Aegir Dor, 'Tür des Meergottes' , durch, der aus der nordischen Sagenwelt entlehnt war. Die Wikinger nutzten den Wasserweg als Verbindung zwischen zwei Meeren. In dieser Frühzeit hatte der Fluss ein völlig anderes Aussehen als Jahrhunderte später: Die heutige Marschenlandschaft war Ebbe und Flut unterworfen und dazu in viele Inseln aufgeteilt, die vom Wasser umflossen wurden. So war auch Stapelholm in dieser Zeit eine Insel. Zwischen ihr und dem Geestrücken von Bergenhusen befand sich eine Senke, die zum Flusssystem gehörte. Diese Gegend wird von einigen Historikern als das sagenhafte Fifeldor angenommen. Wie daraus später der Name Aegir Dor entstanden ist, bleibt unklar.1
Die Wikinger passierten also auf ihrem Weg diese Flussenge zwischen den Geestinseln, nachdem sie von der Schlei aus ihre Schiffe zunächst über Land bis zum genannte Flusssystem gezogen hatten, und setzten dann die Fahrt von dort bis zur Nordsee fort - und umgekehrt.
Die Veränderung des Flusslaufes muss nach 1240 geschehen sein, wie alte Karten zeigen. Sie war eine Folge der gewaltigen Sturmflut von 1362, die als „erste große Mandränke“ in die Geschichte einging. Diese Flut veränderte das Gesicht der Landschaft und den Küstenverlauf radikal: Aegir Dor verlandete, und der Fluss bahnte sich einen anderen Weg. Im Flusssystem bildeten sich allmählich die Eider als Hauptstrom und die Treene als Nebenfluss heraus, die nun an anderer Stelle in die Eider mündete.
Im Laufe der Jahrhunderte erfuhren die Eider und die Nebenflüsse in ihrem Verlauf viele Wandlungen. Im späten MA wurde die Eider über weite Strecken eingedeicht, um die anliegenden Gebiete vor Überschwemmungen zu schützen; außerdem teilweise begradigt und Verzweigungen aufgehoben. Auf diese Weise kam z.B. Horst im 15. Jahrhundert zu Dithmarschen, indem ein westlich verlaufender Eiderarm zugeschüttet wurde. Vor der Eindeichung der Eider
soll auch zu Hennstedt ein „Hafen“ gehört haben, ein schiffbarer Wasserlauf reichte bis etwa zur Kirchwarft, bei früheren Ausgrabungen wurden in der Nähe alte Bohlen gefunden. Die flachen Kähne wurden zum Lösch- und Ladeplatz getreidelt. Der heutige Bach Töschen ist ein Überbleibsel dieses Eiderarmes.
War der Schutz durch die Deiche zwar positiv zu bewerten, trat gleichzeitig eine negative Folge auf: Das eingeengte Flussbett ließ die Flutwelle von der Nordsee nun höher ansteigen und weiter flussaufwärts wandern, da die Auslaufflächen fehlten. Im 16. Jahrhundert wurde die Treene-Mündung abgedämmt. „Mit der Abdämmung der Treene ist ein folgenschwerer Eingriff in die Abflussverhältnisse der Eider vollzogen worden“.2 Zwar konnte die Treene ihr Wasser weiterhin durch ein Siel und später auch einige Schleusen in die Eider entlassen, aber die Flutwasserstände erhöhten sich.
Mit der Abdämmung der Sorge im 17. Jahrhundert traten nun Probleme der Entwässerung des Einzugsgebietes dieses Flusses auf. Denn auch Gräben der Moore und Marschwiesen entließen ihr Wasser in die Sorge und Eider, und es wurden nun immer neue wassertechnische Bauten notwendig, um den Wasserhaushalt der Eider zu regulieren.
Aber gleichzeitig traten wieder höhere Flutwasserstände auf, die Tide machte sich nun bis Rendsburg mit einem Tidenhub von 75 cm bemerkbar.
Einen weiteren Eingriff in den Wasserhaushalt der Eider stellte der Bau des Alten Eiderkanals 1777 bis 1784 dar, der die Strecke Rendsburg-Kiel betraf. Die Eider sollte damit von der Nordsee bis zur Ostsee schiffbar gemachrt werden. Die Obereider entwässerte nun durch den Kanal in die Ostsee. Ausbaggerungen für den Kanal und die Begradigung von Flusswindungen der Untereider machten die Unterschiede zwischen Ebbe und Flut in Rendsburg noch spürbarer, der Tidenhub betrug nun 100 cm. Durch die insgesamt verringerte Wassermenge in der Eider verschlechterte sich die Fließgeschwindigkeit, und die Gefahr der Versandung erhöhte sich. Eine weitere Veränderung des Flussverlaufs erfolgte durch den Bau des Nord-Ostsee-Kanals in den Jahren 1887-1895. Die Eider wurde bei Rendsburg abgeschnitten, die Obereider und alle ihre Zuflüsse entwässerten jetzt in den neuen Kanal. Vom alten Wasserweg blieb die Eider ab Rendsburg flussabwärts schiffbar.
Die Eingriffe in den Wasserhaushalt und den Verlauf der Eider bewirkten immer neue Probleme: Wassertiefe und Strömungsgeschwindigkeiten veränderten sich, der Tidenhub bei Rendsburg vergrößerte sich weiter. Durch die Flutwelle lagerten sich bei Ebbe immer mehr Sedimente an, was ständiges Ausbaggern erforderte. Viele Deiche hielten dem Wasserdruck nicht stand – besonders bei Sturmfluten Anfang des 20. Jahrhunderts.
Nun sollte ein Bauwerk entstehen, dass den Wasserstand besser regulierte, die immer wiederkehrenden Zerstörungen und Überschwemmungen in den Marschen links und rechts der Eider verhinderte und Rendsburg vor Hochwasser bewahrte. 1933 bis 1936 wurde ein Damm bei Nordfeld mit Schleuse quer über die Eider errichtet und gleichzeitig eine Zwischenabdämmung bei Lexfähre. Nur zwischen Mündung und Nordfeld war der Fluss noch ein Tidegewässer. Die Eider oberhalb von Nordfeld war jetzt nicht mehr von der Tide beeinflusst und somit vor Sturmflut geschützt.
Die Eider zwischen Nordfeld und Lexfähre wurde zur 'Binneneider' ohne Gezeitenwandel. Die entstandenen Barrieren verhinderten nun aber, dass der Stör seine Laichgebiete erreichen konnte. Der Fisch starb aus und mit ihm die ehemals ertragreiche Störfischerei. Immer wieder auftretende Probleme mit Wasserständen und Ablagerungen unterhalb von Nordfeld konnten letztlich erst mit dem Bau der Eiderabdämmung behoben werden.3
Eiderverlauf um 1240 (aus Hoff 1936)
Veränderter Eiderverlauf infolge der großen Strumflut 1362 (aus Hoff 1936)