Wann in Dithmarschen die ersten Schulen entstanden sind, ist nicht bekannt. Es ist anzunehmen, dass der erste Unterricht von der Kirche ausging. Nachdem Dithmarschen seine Selbständigkeit 1559 verloren hatte, veranlassten die siegreichen Fürsten eine Auflistung der vorhandenen Schulen. Dabei stellte sich heraus, dass es in Hennstedt einen „Köster“ und einen „Scolmester“ als Lehrer gab. Von einem Schulbau in dieser Zeit ist nichts überliefert. Die Entlohnung der beiden Lehrkräfte wurde von der Kirche geleistet. Und auch die Lehrinhalte wurden von der Kirche bestimmt, die Schüler sollten die Lutherbibel, die nach der Reformation um 1533 in Hennstedt bekannt wurde, sowie den Lutherschen Kleinen Katechismus lesen lernen. Neben dem Lesen vermittelten die Lehrer Kenntnisse im Schreiben und Rechnen, außerdem wurde wohl auch bis zu einem gewissen Grade Latein unterrichtet.
Etwa 50 Jahre später gab es nur noch einen Lehrer, nämlich den Scolmester Jacobus. In späterer Zeit waren wieder zwei Lehrkräfte tätig, denn nun wurde in Hennstedt die „Neue Lateinische Schule“ eingerichtet. Der „Rector“ als Schulleiter unterrichtete insbesondere in Latein, andere Lehrfächer waren Lesen, Schreiben, Rechnen und Singen. Der zweite Lehrer war der „Kantor“, der wohl besonders den Unterricht im Singen übernahm. Beide Lehrkräfte hatten die Pflicht, an Sonn-, Fest- und anderen Predigttagen die Schulknaben in guter Ordnung zur Kirche zu führen und darauf zu achten, dass diese sich ruhig während der Predigt verhielten. Überhaupt sollten sie sich in jeder Hinsicht „der Jugend zu einem untadeligen Vorbild darstellen“. Von Mädchen war zu dieser Zeit noch nicht die Rede.1 Für beide Lehrkräfte stand nun immerhin ein Klassenraum zur Verfügung, es gab Vormittags- und Nachmittagsunterricht.
Im Laufe des 17. Jahrhunderts entstanden auch in den Dörfern `Schulen` - es sind sog. Bauernschaftsschulen - so auch z.B. in Horst. Sie wurden von den Bauern eingerichtet und unterhalten, und auch die Lehrer wurden von ihnen ausgesucht. Dabei war ein wichtiges Kriterium,dass diese möglichst wenig kosten durften. Die Lehrer waren Autodidakten, sie hatten also keinefachliche Qualifikation, und so wurden Personen „Lehrer“ in diesen Schulen, die sich ein Zubrot verdienen wollten, vom Unterrichten aber wenig Ahnung hatten. In erster Linie bewarben sie sich
für dieses Amt, weil sie dann eine Behausung und einen Garten zur Bewirtschaftung hatten. In Horst allerdings gab es zunächst kein Schulgebäude und der Lehrer hatte keine Kochgelegenheit. Er aß abwechselnd auf den Höfen der Bauern, deren Kinder unterrichtet werden sollten. Das war die Einrichtung des sogenannten „Wandeltisches“. Die Kinder erhielten im Winter in der Gesindestube Unterricht, im Sommer fand meist keine Schule statt, da die Kinder in der Landwirtschaft helfen mussten. Dieser Zustand hielt viele Jahre an, bis 1743 ein Schulhaus in Horst gebaut wurde. Nun hörten das Herumziehen des Schulmeisters und der Unterricht in den Gesindestuben auf. Die Schule in Hennstedt, die mittlerweile die Bezeichnung „Deutsche und Lateinische Fleckenschule“ trägt, müsste aufgrund der hohen Schülerzahl dringend eine „Nebenschule“ bekommen – jedoch geschieht nichts dergleichen: Es bleibt bei zwei Lehrern und einem Schulraum.
1770 gibt es im Kirchspiel Hennstedt weitere Neben – oder Bauernschaftsschulen, so außer in Horst auch in Westermoor, Östermoor, Nordfeld, Rehm, Kleve, Wiemerstedt, Süderheistedt, Barkenholm, Linden und Fedderingen (das zwar nicht politisch zum Kirchspiel gehörte, aber der örtlichen Schulaufsicht durch die Hennstedter Pastoren unterstand).
Bis 1814 wird die Schule in Hennstedt von der Kirche unterhalten, dann treten neue Schulgesetze in Kraft, so wird z.B. die 9 jährige Schulpflicht eingeführt, und nun ist die Gemeinde für die Schule zuständig. „Damit tritt der Staat in seine Rechte ein. Er stellt einheitliche Rahmenbedingungen für alle Bereiche des Schulwesens auf. Er hat Lehrer-Seminare geschaffen und stellt daraus pädagogisch und didaktisch vorgebildete Lehrkräfte bereit. Er überlässt den Gemeinden die Regelung und Ordnung ihres Schulwesens nach ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten.“ 2
Die Gemeinde wählt weiterhin die Lehrer aus und bestimmt ihre Einkünfte, die höhere Schulaufsicht obliegt staatlichen Schulvisitatoren. Die örtliche Schulaufsicht, auch die über die Bauernschaftsschulen, verbleibt aber bei den Ortsgeistlichen. Nun ist das Latein auch kein Pflichtfach mehr, sondern nur noch Wahlfach. Da sich dafür kaum interessierte Schüler finden, gibt es dieses Fach bald nicht mehr, und die Schule führt nur noch den Namen „Fleckenschule Hennstedt“. Endlich gibt es 1818 einen zweiten Schulraum, der die Elementarklasse des Kantors aufnimmt und nahe der Kirche als Kantorschule bezeichnet wird. Die Rektorschule befindet sich in der heutigen Mittelstraße.
1854 ist in Hennstedt die Schülerzahl auf 270 gestiegen, und nun wird eine dritte Klasse eingerichtet. Der zuständige Lehrer ist gleichzeitig der Organist. Einen neuen Klassenraum gibt es allerdings nicht, und so muss diese Klasse auf Jahre hinaus „wandern“. Erst ca. 20 Jahre später wird im Kantorat ein weiterer Klassenraum erstellt. 1867 wird Schleswig-Holstein eine preußische Provinz. Das hat zunächst keine Auswirkungen auf das Schulwesen.
1877 gibt es endlich einen dritten Klassenraum, und zwar in der Kantorschule. Einige Jahre später, 1881, wird dort noch ein vierter Klassenraum eingerichtet, da die Schülerzahl in der Elementarstufe auf 112 gestiegen ist. Nun nimmt eine Lehrerin den Dienst auf, bis 1890 folgen zwei weitere weibliche Lehrkräfte, bis 1890 wieder ein Lehrer verpflichtet wird. Das Diensteinkommen der 4 Hennstedter Lehrer setzt sich in diesen Jahren zusammen aus Geldbezügen, Dienstwohnung mit Garten, Dienstland, Naturalien, Feuerung und sonstigen Einnahmen.
1900 zur Jahrhundertwende gibt es an der Hennstedter Schule 5 Lehrerstellen bei 4 Klassenräumen. Da ein Klassenraum fehlt, gibt es für zwei Klassen vormittags bzw. nachmittags Unterricht. Auch sind nur 4 Dienstwohnungen vorhanden. Die Schülerzahl liegt beischätzungsweise bei 260 Kindern. 1902 gibt es in Hennstedt keine „Rektorschule“ und „Kantorschule“ mehr, denn nun wird in der Schulstraße das neue Schulgebäude eingeweiht. Darin erhalten 3 Klassen ihre Klassenräume, 1Klassenraum dient als Zeichensaal, und außerdem befinden sich dort 4 neue Dienstwohnungen.
2 Klassen und eine Lehrkraft werden in einem gemeindeeigenen Gebäude gegenüber der Meierei untergebracht. Hier gibt es nun auch eine ländliche und gewerbliche Berufsschule, deren Unterricht allerdings nur nachmittags stattfinden kann.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts gewann der Lehrerberuf allmählich an Ansehen. Dies war in früheren Zeiten noch nicht der Fall gewesen. So hieß es beispielsweise 1776 in einem Bericht, dass die Schule Mängel aufweise, “eine große Unordnung in Absicht auf das Schulwesen obwalte und in vielen Dörfern die Schulmeister, wie die Dienstknechte, nach Belieben angenommen und abgeschafft würden.“
Die Schulvisitatoren setzten sich nun für Verbesserungen ein, welche die Ausbildung und die Besoldung der Lehrer, die Lehrinhalte und die Verwaltung der Kirchspielschulen betraf. In den Nebenschulen hingegen blieb zunächst alles beim Alten. Die Lehrer waren nur „gemietet“, ihre Besoldung war sehr dürftig, und sie konnten jederzeit entlassen werden.
Im 19. Jhdt. gibt es nun auch Lehrerinnen an einigen Schulen: In Hennstedt wird 1882 eine 4. Klasse als Lehrerinnenstelle eingerichtet. Die wichtigste Neuerung im Schulwesen war in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts die Einrichtung der Schullehrerseminare, damit wurde gleichzeitig der Einfluss der Kirche geschwächt. Im Jahre 1811 waren in Norderdithmarschen 7 Lehrer auf einem Seminar ausgebildet worden, dazu gehörte der Kantor in Hennstedt. Die Schulaufsicht war noch Sache der Kirche, jedoch war das Verhältnis zwischen Geistlichen und Lehrern spannungsreich, auch als 1814 neue Regelungen in Kraft traten, die Schulaufsicht betreffend. Zwar war die Schule nicht mehr ausschließlich der Kirche unterstellt, aber das Schulziel blieb die Konfirmation. Dazu gehörte den Katechismus auswendig zu lernen, eine Reihe Gebete und etwa 50 Gesänge zu kennen. Daneben gab es Lese- und Schreibunterricht sowie Rechnen.
Der Schulbesuch im späten 18. Jhdt. war sehr unregelmäßig: In den Sommermonaten wurden die Kinder häufig nicht in die Schule geschickt, da sie zu Hause in der Landwirtschaft helfen mussten oder von den Eltern zu einem Sommerdienst anderen Ortes vermittelt wurden.
Für die Schulbildung von Mädchen gab es keine einheitliche Regelung und wurde in den Schulen unterschiedlich gehandhabt. Es schien ausreichend, sie im Lesen und Schreiben zu unterrichten. „Noch 1800 herrschte die Auffassung vor, Rechnen sei für die Mädchen überflüssig.“ 3 Zu den bekannten Unterrichtsfächern kamen im Laufe der Jahre weitere hinzu, so z.B. gegen 1860 die Leibesübungen, auch Naturkunde, Erdkunde sowie Geschichte. Allerdings standen im Unterricht kaum Anschauungsmittel zur Verfügung, das änderte sich erst in der preußischen Zeit. „Selbst die kleinste Schule erhielt 5 – 6 Wandkarten, Globus, Abbildungen zur Naturgeschichte, physikalische Apparate, Lese- und Rechenmaschinen, Geige, Zirkel, Winkellineal und geometrische Körper.“ 4 Andere Verbesserungen, besonders für das Unterrichten in den Dörfern traten ein, als endlich mehr und mehr Schulbauten entstanden, die einerseits die Lehrerwohnung und andererseits ein Schulzimmer enthielten. Für den Lehrer entfiel nun der „Wandeltisch“, und die Schüler fühlten sich in ihrer Dorfschule heimisch. Allerdings litt der Unterricht oft unter der hohen Schülerzahl, zumal alle Jahrgänge in einem Raum versammelt waren.
Mit dem Neubau 1902 und der Einrichtung einer Berufsschule entwickelte sich das Schulwesen in Hennstedt. Obwohl im Vergleich zu früher der Einfluss der Kirche abgenommen hatte, war der Vorsitzende des Kollegiums noch Pastor Thomsen, und bei Lehrproben wurden häufig biblische Themen gewählt.
Schleswig-Holstein war seit 40 Jahren preußisch, und in Preußen galt das Prinzip von „Thron und Altar“. So wurde die Geistlichkeit in die Aufgaben des Staates eingebunden. Dass ein Pastor als Theologe auch ein pädagogisches Urteilsvermögen besaß, wurde einfach vorausgesetzt. Eine andere Verbindung eines Kirchenamtes mit der Schule bestand in der Lehrperson der Mittelklasse die gleichzeitig der Organist war. Der Pastor war auch Ortsschulinspektor und nahm die Einführung und Verabschiedung von Lehrern vor, ebenfalls lud er zu den öffentlichen Schulprüfungen ein, so auch 1905:
Die Schulprüfungen in Hennstedt finden statt am
Montag, d. 6. März des Jahres, morgens 8.00 Uhr in der Elementarklasse; 9.30 Uhr in der Oberelementarklasse; nachmittags 14.00 Uhr in der Mittelklasse;
Donnerstag, d. 9. März morgens 9.00 Uhr in der Knabenoberklasse; nachmittags 14.00 Uhr in der Mädchenoberklasse
Im Anschluss an die Prüfungen findet die Wahl von Schulvorstehern statt. Hennstedt, im Februar 1905 Der Königl. Schulinspektor A.F. Thomsen
Aus dieser Einladung geht hervor, dass die Schule in Hennstedt zu Beginn des Jahrhunderts fünfklassig war.
„Hennstedt, vor der Jahrhundertwende noch von aller geschäftigen und geschäftlichen Umwelt getrennt, war viel mehr als heute auf Handel und Gewerbe am Ort angewiesen. Und so nahmen beide Sparten neben der Landwirtschaft einen hohen Rang ein. (Kommerzstraße!) Früh schon entstand das Bedürfnis, den gewerblich auszubildenden Lehrlingen nach der Entlassung aus der Allgemeinbildenden Schule noch eine begleitende theoretische Weiterbildung hier am Ort zu ermöglichen“.5
So entstand allmählich die Idee einer Gewerbeschule, die dann als Bildungseinrichtung in Hennstedt eingeführt wurde. In ihrer Satzung wurde festgeschrieben, dass alle gewerblichen Arbeiter bis zum vollendeten 18. Lebensjahr zum Besuch dieser Schule verpflichtet waren. Dabei wurde großer Wert auf gutes Benehmen gelegt, sprich „Achtung und Ehrerbietung gegenüber den Lehrkräften, strikte Einhaltung der Schulordnung, Schonung der Schuleinrichtungen und des Lehrmaterials, Pünktlichkeit, gesittetes Verhalten auf dem Schulweg, saubere Kleidung und gewaschene Hände.“6 Die Fortbildungsschule, der zunächst 20, später 30 Schüler angehörten, war im gemeindeeigenen Gebäude in der Horster Straße untergebracht. Zu den Unterrichtsfächern gehörten 2 Stunden Rechnen, 1 Stunde Buchführung, 1 Stunde Deutsch, 2 Stunden Technisches Zeichnen.
Die in der Landwirtschaft beschäftigten Jugendlichen waren noch ausgenommen von einer theoretischen Unterrichtung, und Mädchen erhielten noch keine Berufsausbildung – sie gehörten in Kammer, Küche und Kuhstall... Die Fortbildungsschulpflicht für landwirtschaftlich Beschäftigte sowie die Berufsausbildung für Mädchen wurde erst 1912 eingeführt. Diese Art der ländlichen Berufsschule in Hennstedt blieb bis Ende der 30er Jahre bestehen, im 2. Weltkrieg hörte sie auf zu existieren.
In den Jahren um die Jahrhundertwende bis zum 1. Weltkrieg war das Klima in den Schulen überall geprägt von der Kaiserzeit. Heldenverehrung und Untertanengeist herrschten vor. Die Feier des Sedantages war ein Höhepunkt im Schuljahr: Es gab patriotische Reden des Schulleiters – verbunden mit entsprechenden Gesängen, am Nachmittag gab es Spiele mit meist militärischem Anstrich. In der Klasse waren Zucht und Ordnung `hohe` Ziele. Die Prügelstrafe war noch an der Tagesordnung, und der Lehrer `regierte` mit seinem Rohrstock. In dieser Zeit gab es noch Klassen mit über 50 Schülern! Die Schüler saßen zusammengedrängt in festen Schulbänken und sahen zum Lehrer auf, der am erhöhten Katheder saß. Wer sich unbotmäßig verhielt, hatte Demütigung und Strafe zu erwarten.
Dann begann 1914 der I. Weltkrieg und Lehrer und ganze Schulklassen zogen begeistert ins `Feld`. Auch im Hennstedter Kollegium fehlen nun die jüngeren Lehrer, es kommt nun zu Vormittags- und Nachmittagsunterricht. Die verbliebenen Lehrer sind überlastet, der Unterricht wird verkürzt oder fällt aus. Die Schüler werden auch zu zusätzlichen Aufgaben herangezogen, es geht um „Sammeln von Wildfrüchten aller Art, von Frischlaub und Brennnesseln, Erbetteln und Abliefern von Geldbeträgen für Kriegsanleihen, Packen und Versenden von Liebesgabenpäckchen für die Frontsoldaten, Ernteeinsätze im Sommer, „Kältefrei“ wegen Brennstoffmangels im Winter, und dazwischen immer wieder einmal Unterricht vormittags und nachmittags!“ 7
Nach dem Kriegsende 1918 wird vom Schulvisitatorium in Heide verfügt: „Mit dem 31. Dezember 1918 ist die geistliche Schulaufsicht aufgehoben!“8 Außerdem wird eine 4jährige gemeinsame Grundschule für alle Schüler verbindlich. Eine demokratische Neuerung zeigt sich darin, dass es bald eine rechtlich verankerte Mitbestimmung der Eltern gibt. 1919 wird Mitte des Jahres endlich eine weitere Lehrerstelle geschaffen und damit eine 6. Klasse eingerichtet. Dies ist auch aufgrund der hohen Schülerzahl überfällig, aber immer noch beträgt die durchschnittliche Klassenstärke 57 Schüler, bei einer Gesamtschülerzahl von 345. Eine der 6 Klassen wird von Frl. Maria Scharrenweber geführt, die dem Kollegium seit 1906 angehört und die sich zu einer „Institution“ entwickelt, von allen „Tante Mia“ genannt und erst 1946 aus dem Schuldienst in den Ruhestand entlassen wird.
Nach der Inflation 1923 – ein Griffel kostete zeitweilig 13.000.000 M – erfolgten Sparmaßnahmen in der Schule, zumal die Schülerzahlen stark rückläufig waren, es gab nur noch 206 Schüler, und die Schule wurde wieder 5-klassig. Dieser Zustand hielt bis in die 30er Jahre an.
Zwischenzeitlich war die 5. Lehrerstelle sogar nur als Hilfslehrerstelle ausgewiesen. Dies wurde erst 1936 rückgängig gemacht.
Das Kollegium besteht 1938 aus: Hauptlehrer Gosau, den Lehrern Lüders und Brodersen sowie den Lehrerinnen Scharrenweber und Schulze. Frau Schulze wirkt als technische Lehrerin in der 1936 neu erbauten Lehrküche, außerdem betätigt sie sich als `Wanderlehrerin` in den umliegenden Dorfschulen. 9
Wie beeinflusste der Nationalsozialismus das Schulleben allgemein?
Die NS Zeit rief bei den Lehrern sicher unterschiedliche Reaktionen hervor: Ihnen wurde die `Neue Zeit` schon deutlich durch die Auflösung des Preußischen Lehrervereins, und im Zuge der Gleichschaltung aller Vereine und Verbände die Übernahme in den „NS Lehrerbund“. Nun galt es insbesondere, bestimmte Rituale der NS Ideologie einzuhalten: So wurde nach den Sommerferien 1933 der `Deutsche Gruß` per Ministerialerlass verbindlich. Er betraf die Lehrer und den Grußverkehr in den Schulen. „Der Lehrer tritt zu Beginn der Unterrichtsstunde vor die stehende Klasse, grüßt als erster durch Erheben des rechten Armes und die Worte `Heil Hitler`. Der Lehrer beendet die Schulstunde, nachdem die Schüler sich erhoben haben, durch Erheben des rechten Armes und die Worte `Heil Hitler`; die Schüler antworten in gleicher Weise.“10 Ein anderes Ritual erfolgte durch die Flaggenparaden: An bestimmten Tagen stellten sich die Schüler auf dem Schulhof im Karree auf und hissten die Hakenkreuzfahne, während sie die erste Strophe des Deutschlandliedes und des Horst-Wessel-Liedes sangen.
In den Klassenräumen hingen ein Hitlerbild und manchmal gerahmte Wandsprüche der NSDAP, so dass für die Schüler die ständige Präsenz des Führers und die NS Ideologie zum Alltag wurden. Ein bedeutsames Mittel zur NS Gesinnungsbildung stellten nationalsozialistische Feiern und Gedenkstunden dar: So der „Tag von Potsdam“ (21. 3. 1933) Hitlers Geburtstag, Heldengedenktag, 1. Mai, Muttertag, 9. November (9. 11. 1923 Putschversuch Hitlers) u.a. Für die Ausrichtung dieser Feiern gab es ausführliche Anweisungen, auch wurde gefordert, dass Jungvolk und Hitlerjugend beteiligt würden. Diese Veranstaltungen stärkten das Gemeinschaftsgefühl und trugen zur Verinnerlichung der NS Ideologie bei. Auch bei Sportfesten, Sonnenwendfeiern und Gedenkstunden für bestimmte Personen wurden die Schüler ständig diesem Gedankengut ausgesetzt und emotional politisch beeinflusst. In den Unterrichtsinhalten schlug ebenfalls die NS Ideologie durch: Im Amtsblatt des Reichs- und Preußischen Ministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom 15. Jan 1935 wurden z.B. im Fach Biologie ideologisch bestimmte Ziele für die Bereiche Vererbungslehre, Familienkunde, Rassenpflege, Bevölkerungspolitik und Rassenkunde vorgegeben.
Auch in den Fächern Geschichte, Deutsch, Singen, Kunst und Sport wurde die Ideologie umgesetzt. Hier sei der Sportunterricht besonders erwähnt, da er durch das `Heranzüchten kerngesunder Körper` zur `Wehrhaftigkeit` erziehen sollte. Durch Mutübungen, Kraft- und Kampfsportarten sollten die Jungen körperlich und charakterlich auf den Wehrdienst vorbereitet werden. Bei den Mädchen hingegen zielten die Sportübungen auf die zukünftige Mutterschaft.
Im April 1945 muss die Schule geräumt werden, um eine große Menge von Flüchtlingen aus dem Osten aufzunehmen. Nachdem am 8.Mai die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht erfolgt ist, wird die Schule von der britischen Militärregierung geschlossen und als Reservelazarett für verwundete deutsche Soldaten eingerichtet. „Die beiden einzigen männlichen Mitglieder des Lehrerkollegiums werden von der Militärregierung vom Schuldienst suspendiert. Sie sind in den Verdacht geraten, nationalsozialistisch infiziert zu sein.“11 Nach eingehenden Untersuchungen können sie später wieder in den Schuldienst zurückkehren.
1946 wird der Unterricht wieder aufgenommen. Nur sechs Lehrkräfte stehen zunächst für fast 500 Schüler zur Verfügung!
Der Unterricht muss unter unsäglichen Bedingungen aufgenommen werden. Die Klassenräume sind kaum mit Sitzgelegenheiten ausgestattet, aber dem wird abgeholfen, indem die beiderseitigen Ulmenalleen auf dem Schulgelände rigoros abgeholzt und Schulbänke daraus hergestellt werden. Es fehlt an Unterrichts- und Lernmaterial: „Die Benutzung von Lehrbüchern ist untersagt, solange nicht neue vom nationalsozialistischen Geist gesäuberte und von demokratischem Geist gefüllte Schulbücher herausgebracht sind.“12 Notwendige Dinge wie Hefte, Bleistifte usw. werden knapp zugeteilt. Wegen des schlechten Gesundheitszustandes der Kinder wird die Schulspeisung eingeführt, die erst 1950 eingestellt wird.
1947 wird dem Hennstedter Kollegium ein neuer Schulleiter vorgesetzt, der sich dafür stark macht, eine Mittelschulklasse einzurichten. 1949 wird diese Klasse geschaffen, sie beginnt mit Klasse 7 und ermöglicht nach der 10. Klasse die mittlere Reife. Ihr Lehrplan ist der Mittelschule angeglichen, bietet aber zunächst nur eine Fremdsprache an. Sie verändert auch die Schulbezeichnung, die nun „Volksschule mit Aufbauzug zu Hennstedt“ lautet.
1950 gibt es in Hennstedt 16 Klassen bei 15 Lehrerstellen. Die Folgen des Krieges gelten als überwunden, und der Schulbetrieb normalisiert sich. Es gibt wieder Schulfeste. Die Schulspeisung kann eingestellt werden.
1951 wird für lernschwache Kinder eine „Förderklasse“ eingerichtet, aus ihr geht später die Sonderschule hervor.1953 sind schon 13 Lehrkräfte an der Schule tätig für 485 Schüler, davon sind 177 Kinder aus Familien Heimatvertriebener. 1955 können Schüler im Aufbauzug das Zeugnis der Mittleren Reife erlangen. Im Laufe der nächsten Jahre wird der Fremdsprachenunterricht eingeführt, und zwar Englisch. In der 60er Jahren wird Hennstedt eine Dörfergemeinschaftsschule in Folge der Auflösung der umliegenden Dorfschulen.
Der nun erforderliche Neubau mit Fachräumen und Jahrgangsklassen wird 1968 fertiggestellt und als „Dörfergemeinschaftsschule mit Aufbauzug und Sonderklasse Hennstedt“ in Betrieb genommen.
Es wird auch die aktive Mitarbeit der Eltern eingeworben und dazu ein Verein gegründet. Aus der Förderklasse wird 1970 die „Sonderschule für Lernbehinderte Hennstedt“, sie zieht in einen Pavillon mit 3 Klassenräumen. Eine weitere Namensänderung erfolgt 1972, der Name lautet nun „Grund- und Hauptschule mit Realschulzug Hennstedt“. Die Schule umfasst nun: 22 Klassen mit 663 Kindern, davon 347 Jungen und 316 Mädchen. Die Grundschule besuchen 344, die Orientierungsstufe 157, die Hauptschule 68 und die Realschule 94 Kinder.
1976 wird Französisch als zweite Fremdsprache eingeführt. Er erfolgt erneut eine Namensänderung, die Schule heißt nun „Realschule mit Grund- und Hauptschulteil Hennstedt“, die Schülerzahl beträgt nun 741. Neben dem Schulgebäude wird 1982 eine große Mehrzwecksporthalle gebaut, die auch von der Schule genutzt werden kann. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte gibt es immer wieder Änderungen in der Zusammensetzung der Schülerschaft und in der Namensgebung. Die Schule wird eine Ganztagsschule mit Mittagessenangebot. Es soll Inklusion stattfinden, d.h. kein Kind mit Behinderung wird ausgeschlossen, es gibt Hausaufgabenbetreuung u.a.m. Die Schule trägt nun den Namen „Eiderlandschule“, und hat heute nach der Fusion mit Lehe und Lunden 756 Schüler.
Haus der Rektorschule links, daneben Post und Telegrafenamt, Kaisersaal
Haus der Kantorschule 1818 – 1902
An der Kirche
Schulbau von 1902 auf einer Postkarte von 1915