Hennstedter Zeitzeugen berichten

Kinderspiele und Streiche

Ein beliebter Spielplatz für die Kinder war die damals noch wesentlich größere und dichter bewachsene Verschönerung, in der mehrere Bänke aufgestellt waren und deren Wege samstags stets geharkt wurden. ‚Räuber‘ trieben dort ihr Unwesen, so dass ‚Gendarme‘ sie jagen mussten. Außerdem richteten die Mädchen sich dort zwischen den Bäumen ‚kleine Wohnungen‘ ein. Angehäufelte Blätter oder Zweige dienten als Begrenzung und größere Steine und Holzteile als Tische und Stühle. Mit mitgebrachten Gardinen- oder Stofffetzen wurden die Wohnungen phantasievoll ausgeschaltet.
Auch auf dem Schulhof hatten viele Mädchen zwischen den an der Grenze stehenden hohen Bäumen ebenfalls solche ‚Wohnungen‘ eingerichtet. In der großen Pause ‚flitzte‘ man ganz schnell dorthin, um sie wieder herzurichten, wenn ‚böse Jungs‘ sie zerstört hatten. Auf dem mit Gras bewachsenen Teil des Schulhofes weidete oft eine angepflockte Ziege, die einem der Lehrer gehörte und der man sich nicht nähern durfte. Die Asphaltierung des Grünen Weges (später in Rolfsstraße umbenannt, nicht zu verwechseln mit dem heutigen Grünen Weg) als erste in Hennstedt war für die Dorfjugend neu und wurde gespannt verfolgt – zum Verdruss der Mütter auch manchmal mit Teer unter den Füßen. 
Diese Straße blieb neben einem kleinen Teilstück der angrenzenden Mühlenstraße nach Fertigstellung für lange Zeit die einzig asphaltierte im Dorf. Deswegen nannte man sie auch nur ‚de Teerstroot‘. Von den Kindern wurde sie schnell auf ihre Art genutzt und zur Spielstraße umfunktioniert. Wie gut konnte man auf ihr mit dem Ball spielen, einen Reifen mit dem Stock antreiben, mit dem Holzroller fahren oder kippelkappeln! Herannahende Pferdegespanne hörte man durch ihren Hufschlag schon von Weitem, so dass man rechtzeitig die Straße räumen konnte. Autos gab es damals kaum. 
Selbst die Kirche wurde nicht nur einmal für eine spielerische Trauung benutzt, indem die kindliche Braut, wohl geschmückt und mit langem Schleier (alter Gardine), mit Bräutigam und großem Gefolge zur Trauung in die Kirche schritt. Bis zum Altar zu gehen hatten sie sich dann aber doch nicht getraut. Auch eine Art Vergnügen war es, wenn der Landarzt Dr. Wrede als einer der vier damaligen Autobesitzer im Dorf die Kinder öfter mal in seinem Pkw mitfahren ließ, wenn er zur Visite etwas weitere Wege vor sich hatte.
In heißen Sommern badete man in den Ausbuchtungen des viel wasserreicheren Töschens oder in einer der verschiedenen Wasserkuhlen. Das Schwimmen wurde einem - wenn überhaupt - von älteren Kindern beigebracht. Einige durften auch in der Klever Au oder in der Eider baden. Dorthin zu kommen war allerdings für sie nur zu Fuß möglich.
Stolz war man als Kind, wenn man bei anderen Gelegenheiten zum ersten Mal die Pferde selber (natürlich im Beisein eines Erwachsenen) lenken oder ein Pferd ganz alleine zur Koppel bringen durfte. Bei letzterem wurde man auf das ungesattelte und meist von der Arbeit müde Pferd gesetzt und ritt im gemächlichen Schritt mit ihm zur Koppel. Das Absteigen dort ohne fremde Hilfe war nicht so ganz einfach und geschah meistens unter Zuhilfenahme des Hecktores oder Walls. Besonders viel Spaß bereitete es, wenn man nach der Ernte ganz oben auf dem Heu- bzw. Strohwagen sitzen und in luftiger Höhe die Heimfahrt genießen konnte. Bei der Schaukelei und über 2 m Fallhöhe nicht ganz ungefährlich, so dass  man sich gut  am Widdelbaum ( Querbalken) festhalten musste.

Während die großen Jungen im Herbst die selbstgebastelten Drachen auf den Stoppelfeldern steigen ließen, liefen die Kleinen mit der Laterne, indem sie mit ihr im Dunkeln in Gruppen singend durch die Straßen zogen. Kleinere Kürbisse oder Pappkartons schnitt bzw. höhlte man dazu so aus, dass ein Gesicht zu erkennen war. Das Licht der im Inneren eingesetzten Kerze leuchtete dann effektvoll durch das Ausgeschnittene.  
Überhaupt bastelte man viele Spielzeuge selbst, wobei man sich hauptsächlich aus der Natur und Mutters Haushalt bediente: Flöten aus Weidenholz; Steinschleudern aus Astgabeln und Weckglasgummi (gefährlich!), aufgeblasene Schweinsblasen als Fußbälle oder solche, die man stramm über Dosen zog und so bestens als Trommeln benutzen konnte. Auch selbst gefaltete Papierschiffe, die nach Regenschauern in Rinnsalen auf große Fahrt gingen, waren beliebt. Wenn im Spätherbst das Kartoffelkraut auf den Feldern verbrannte wurde, hockte man sich im Kreis um die noch glühende Asche, in die einige Kartoffeln zum Garen gelegt wurden. Man genoss dabei die Wärme des Feuers in der schon kühlen Herbstzeit und später die besonders gut schmeckenden (von außen pechschwarzen) Kartoffeln. War es draußen ungemütlich, wurde sich in der Dämmerung (Schummertied) vor den Herd oder Kachelofen gesetzt, ohne das Licht anzudrehen. Durch die offene Ofen- bzw. Herdklappe beobachtete man das Schauspiel der Flammen oder durchglühten Kohle, während auf der oberen Platte einige Bratäpfel brutzelten. Ab und zu wurde mit dem Feuerhaken die Glut geschürt, so dass helle Flammen aufleuchteten und viele Funken versprühten, was im Schummerlicht besonders effektvoll war. Sowohl das Kartoffelfeuer als auch das Bratapfelbrutzeln in der ‚Schummertied‘ haben viele Zeitzeugen als besonders stimmungsvoll in Erinnerung und meinen, beide Gerüche noch heute in der Nase zu spüren. 
In den nach den Erzählungen der Zeitzeugen viel kälteren und schneereicheren Wintern lief man Schlittschuh auf den verschiedenen Wasserkuhlen oder auf den in der Eiderniederung überschwemmten und gefrorenen Wiesen. Man benutzte Kufen, die mit Tauen unter die Schuhe gebunden wurden, oder ganz einfach Holzpantoffeln. Schlittschuhe hatten die wenigsten. Mit einfachen oder entsprechend gewachsenen Stöcken wurde auch Eishockey gespielt oder nach frisch gefallenem Schnee ‚Glitschbahnen‘ (Eisbahnen) angelegt. Bei den Schlittenfahrern waren die Abfahrten von den Mühlen besonders beliebt, da man von dort aus so richtig Schwung bekam und noch ein gutes Stück auf den Straßen weiterglitt. Dass die Kinder auch damals schon nökelten (neckten) oder Streiche spielten, sei an ein paar Beispielen geschildert: Der Turm des Feuerwehrhauses am Markt, in dem die Schläuche zum Trocknen hingen, wurde auch zeitweise kurzfristig als Gefängnis (Sprittenhus) genutzt. Wenn die Kinder wussten, dass dort gerade jemand ‚einsaß‘, steckten sie gerne von außen die Finger durch die Ritzen der Holzbretterwand, um ihn zu ärgern.  Andere Kinder sollen schon einmal einem Lehrer einen beim Hausschlachten zurückbehaltenen und mit Nadeln versehenen Schweineschwanz während der Pause an seine hintere Anzugjacke geheftet haben! Ein Zug der Kleinbahn setzte sich eines Tages vom Bahnhof in Linden nach dem Anpfiff in Bewegung und nahm volle Fahrt auf. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, wenn der dafür zuständige Schaffner das Startsignal gegeben hätte. Der aber stand abgelenkt und ahnungslos auf dem Bahnsteig und merkte erst zu spät, was hinter seinem Rücken passierte. Schnellstens meldete er den Vorfall dem Hennstedter Bahnhofsvorsteher (zum Glück gab‘s schon Telephon!), der die Lokomotive nach Ankunft abkoppeln ließ und zwecks Abholung des Schaffners wieder nach Linden zurückschickte. Es ist nie herausgekommen, wer den vorzeitigen Startpfiff gab. Verdächtigt wurden Oberschüler, die die Bahn für die Fahrt zur Schule nach Heide benutzten. Auch haben sich größere Jungs die Draisine der Kreisbahn verbotenerweise ‚ausgeliehen‘, wenn sie wussten, dass der Bahnhofsvorsteher abwesend war. Mit dem Fahrplan kannten sie sich gut aus (dreimal täglich aus beiden Richtungen), so dass für sie nur die Gefahr bestand entdeckt zu werden.

Dr. Carl Wrede mit 1 PS auf der Gig

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Landarzt Dr. Wrede (mobil) – Carl am Steuer und Hans auf dem Rücksitz

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Badefreuden im Töschen, rechts Irene Walter im richtigen Badeanzug.

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Heuernte

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Winterfreuden auf dem ‚Grünen Weg‘ (heute Rolfsstraße)
vl.: Lilly Klemp, Helmut (Mulle) Dohrwardt,
Inge Sierks (Guldager), Hannelore Rohde (Sendzek)

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Feuerwehrübung in der Heider Straße

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