Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Menschen sich für ihren täglichen Wasserbedarf aus Brunnen, Flüssen und Seen versorgten. Im 19. Jahrhundert erkannte man, dass Verunreinigungen die Auslöser schlimmer Krankheiten waren. Nach dem großen Brand 1842 in Hamburg entstand dort eine erste zentrale Trinkwasserversorgung, das dazu gehörige Rohrnetz ist das älteste in Europa. Nach der Cholera-Epidemie in Hamburg 1892 setzte sich die Erkenntnis durch, dass man von hygienisch einwandfreiem Trinkwasser erst durch die Förderung von tiefer gelegenem Grundwasser und besonderer Aufbereitung sprechen konnte.
In Norderdithmarschen wurde ein erster Wasserverband schon 1934 gegründet und mit einem eigenen Wasserwerk in Borgholz unterhalten. 1951 wurde dann der erste ländliche Wasserbeschaffungsverband an der Westküste Schleswig-Holsteins gegründet. Dieser WBV fusionierte dann 1960 mit dem neu gegründeten Wasserbeschaffungsverband Norderdithmarschen.
Hennstedt ist Mitgliedsgemeinde dieses WBV. Sie wird aus dem Wasserwerk Linden mit Trinkwasser versorgt, wie auch weitere Gemeinden. Nachdem das Wasserwerk mehrmals erweitert wurde, sind es heute 61 Gemeinden in den Landkreisen Dithmarschen und Nordfriesland mit rd. 42.000 Ew und einem Rohrnetz von 750 km.
Hydrogeologische Untersuchungen haben den so genannten „Heider Trog“ mit seinem ergiebigen, mächtigen und umfangreichen Grundwasservorkommen in einer geschlossenen Formation von mindesten 60 km² Ausdehnung nachgewiesen und als wichtigsten Grundwasserleiter im westlichen Schleswig-Holstein bewertet. Bodenuntersuchungen haben Linden als günstigsten Standort eines Wasserwerks ausgewiesen, es hat zur Zeit neun zugelassene Brunnen, in denen das Wasser aus einer Tiefe von 85 bis 105 m gefördert wird. Diese Gegebenheit ermutigten die Norderdithmarscher in den 50er Jahren, mit 12 Gemeinden als erster Verband ein eigenes Netz von kommunal gestützter ländlicher Wasserversorgung aufzubauen. So konnten zu dieser Zeit 17.000 Menschen und 24.000 Stück Vieh versorgt werden.
Nachdem im 19. Jh. die Probleme der Trinkwasserversorgung erkannt worden waren, musste nun auch eine geregelte Abwasserentsorgung bedacht werden.
Noch bis ins 20. Jh. dienten die `stillen Örtchen' im Garten oder an der Hauswand der menschlichen Notdurft. In den 60er Jahren erkannte man in Dithmarschen, dass eine institutionelle Abwasserbeseitigung vonnöten sei. So wurden in den 70er Jahren in Hennstedt eine Kanalisation und das dazugehörige Klärwerk gebaut.
2001 kamen Überlegungen auf, die Abwasserbeseitigung auf den Wasserverband zu übertragen. Bisher war die Aufgabe der Abwasserentsorgung nur von den Gemeinden ausgeführt worden. Durch Änderung des Landeswassergesetzes (LWG) konnten nun auch die Wasserbeschaffungsverbände ihren Mitgliedsgemeinden Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung aus einer Hand anbieten.
Hennstedt nahm diese Chance wahr und übertrug die Abwasserentsorgung dem Wasserverband, nachdem Barkenholm 2003 als erste Gemeinde diesen Schritt gemacht hatte.
Die Außenbereiche Hennstedts wie Horst, Julianka, Lindener Koog u.a. wurden von dieser Regelung allerdings zunächst noch nicht bedacht: Dort waren Ende der 90er Jahre die Dreikammerklärgruben aufgegeben und in Eigeninitiative Druckrohrleitungen erstellt worden, die das Abwasser zum Klärwerk Hennstedt transportierten und privat unterhalten werden mussten. Nach einigen Verhandlungen erklärte sich die Gemeinde Hennstedt 2007 bereit, die Druckrohrleitungen zu übernehmen und also auch die Außenbereichs-Abwasserentsorgung dem WV zu übertragen.6
Hennstedt und andere Dörfer Dithmarschens waren nun in der Moderne angekommen. Das stille Örtchen gehörte nun der nicht so fernen Vergangenheit an!
Dazu fällt einem Hennstedter noch etwas ein: Ja, das war so mit den stillen Örtchen in Hennstedt. Als wir 1955 in der Siedlerstraße unser neues Haus bezogen haben, hatte dieses noch, zwar im Haus, neben der Waschküche etabliert, das sogenannte Plumpsklo. Die Häuser hatten, jedes für sich, Sickergruben hinter dem Haus. Das war nicht ungefährlich, denn sie waren lediglich unter einer dünnen Erdschicht mit Brettern abgedeckt, die mit der Zeit verrotteten, so dass man einbrechen konnte. Ende der 60er Jahre wurden feste Dreikammer-Klärgruben gemauert. Zum Brauchwasser: Die Meierei leitete dieses, und das war nicht wenig, lange Zeit pur in den Töschen ein. Und wir Kinder, die wir noch nicht allein in die Eider durften, badeten im Töschen.
hinter dem Fahrdradfahrer:
das angebaute Stille Örtchen
Blick in den Sattlergang. Elise Söth bringt Abwasser zum Gulli.