Anders als die vielen Handwerksbetriebe war die Maschinen- und Herdfabrik Gebr. Völker mit ihren überwiegend maschinell und in Serie hergestellten Herden das einzige industrielle Unternehmen in Hennstedt. Ebenfalls ungewöhnlich für damalige lokale Verhältnisse war ihre überregionale Bedeutung, die sie schon früh mit ihrem ausgedehnten Kundenkreis erlangt hatte.
Ihr wirtschaftliches Potential und großes Angebot an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen waren mit ortsbestimmend.
Entwickelt hatte sich das Unternehmen aus einer von Heinrich Schmitz im Jahre 1852 gegründeten Spatenschmiede. Als sein Schwiegersohn Oskar Völker 1891 den Betrieb übernahm, hatte dieser sich als gelernter Kunstschmied im Laufe seiner Lehr- und Wanderjahre bereits viel Wissen in Bezug auf Blecharbeiten und Herdbau angeeignet, das er nun in die Entwicklung von eigenen Herden steckte. So konnte im Jahre 1905 der erste ‚Bauernherd’ aus eigener Produktion die Werkstatt verlassen und 1911 der erste ‚Hotelherd’.
Das Jahr 1911 scheint in der weiteren Entwicklung des Unternehmens auch aus anderen Gründen bedeutend gewesen zu sein. Dank des neuen Gleichstrom-Elektrizitätswerkes, ebenfalls in der damaligen Commerzstraße angesiedelt, konnte der erste elektrische Strom bezogen werden.
Alte Herstellungsmaschinen wurden darauf hin entsprechend umgerüstet bzw. neue mit Stromantrieb erworben, was die Produktivität des Betriebes erheblich steigerte. So konnten ab diesem Jahr viele Lehrlinge ausgebildet und der Betrieb zu einem großen Arbeitgeber werden.
Seiner Schmiedekunst verdankte der Turm der Hennstedter Kirche den kupfernen Wetterhahn, der bis 1939 auf der Hennstedter Kirchturmspitze thronte und einem Gewittersturm zum Opfer fiel. Auch der gegenwärtige Wetterhahn wurde 1939 von ihm angefertigt mit der für damalige Zeiten besonders beachtenswerten Inschrift:
Der treueste Führer in der Not ist und bleibt der liebe Gott’ Oskar Völker 1939
1921 übernahmen die Söhne Friedrich und Heinrich Völker das Unternehmen und trieben die von Oskar Völker angefangene Entwicklung und Fertigung von Heizungsanlagen weiter voran, mussten diese allerdings während des 2. Weltkrieges durch Zwangsaufträge in Form von Lokomotiv- und Torpedoteilen unterbrechen.
Von ganz anderer Natur waren die so genannten ‚Brennhexen’, die das Unternehmen nach dem Krieg anfertigte. Sie bestanden aus Wellblech und Metallabfällen und wurden dringend zum Heizen und Kochen für die vielen Flüchtlinge in unserem Dorf benötigt.
Günther Völker, Sohn von Heinrich Völker und wie sein Vater Maschinenbau-Ingenieur, erlernte zusätzlich das Handwerk des Emaillierens. So konnten mit der Vergrößerung des Betriebes durch ein Emaillierwerk im Jahre 1952 bereits 40 Mitarbeiter beschäftigt werden.
Aus Platzgründen folgte 1954 eine Teilauslagerung nach Glüsing, wo mit der Produktion der neu entwickelten Milchkühl- und Tiefgefrieranlagen in größerem Ausmaß begonnen wurde.
Hinzu kam die Herstellung von Öl-befeuerten Herden, so dass sich der bisherige bäuerliche Kundenkreis immer mehr auf Bäckereien, Lebensmittelgeschäfte, Hotels und Gaststätten bis nach Bayern und sogar nach Frankreich ausdehnte.
Im Jahre 1967 verstarben die Firmeninhaber Heinrich Völker und Friedrich Völker innerhalb nur weniger Monate. Sohn Günther Völker übernahm die Leitung des Betriebes und verlegte ihn im Jahre1968 vollständig nach Glüsing, um mehr Raum für weitere Entwicklungen zu schaffen.
Erhalten ist in Hennstedt der Gebäudekomplex in der Heider Straße, der teils verkauft wurde, teils von Nachkommen der Familie Völker genutzt wird.
Stammhaus in der Commerzstraße (heute Heider Straße)
Anlässlich des 100jährigen Firmenjubiläum 1952, v.l.n.r.:
Friedrich Völker, Günther Völker, Heinrich Völker
Oskar Völker
Oskar Völker an der Druckpresse, die zur Verformung von Metallplatten benötigt wurde (Druckkapazität: 25 Tonnen) 1931
Bauernherde (ca. 1910 - 1938)
Hotelherd 1934,
rechts: Oskar Völker, Kind auf der Schulter der Enkel Günther Völker
Küchenkombination,bestehend aus Elektro- und Kohleherd sowie Heizungsanlage im Hause von Adele und Heinrich Völker in Hennstedt, Heider Straße Nr. 16
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