Transportwege

Baubeginn

Dem Beginn des Baus der Trassenführung stand jetzt nichts mehr im Wege.
Die Arbeiten wurden an eine große Firma vergeben, die in der Waldschlößchenstraße ihr Baubüro eingerichtet hatte.
Um die Verdienste des Amtsvorstehers Vester um das Bahnprojekt besonders herauszustellen, wurde der erste Spatenstich nach Hennstedt verlegt und hier am 17. April 1904 feierlich in Szene gesetzt. 
An drei Stellen (Heide, Hennstedt, Dörpling) startete man zeitgleich mit den Arbeiten. Auf dem Südhalbring kamen diese jedoch weniger schnell voran, da es hier mehr Geländeschwierigkeiten gab.
13 Monate nach dem ersten Spatenstich war die Teilstrecke Heide – Hennstedt - Delve fertig. Da inzwischen auch schon die ersten Lokomotiven und Waggons zur Verfügung standen, wurde diese Teilstrecke am 16. Mai 1905 polizeilich abgenommen und feierlich dem Verkehr übergeben.13  
Der Hennstedter Landbote berichtete darüber in seiner Ausgabe vom 17.5.1905:
Am gestrigen Tag fanden durch einen Vertreter des Herrn Regierungspräsidenten und Mitglieder der Königl. Eisenbahndirektion die landespolizeiliche Abnahme der Strecke Heide – Delve der Kleinbahn statt. Der Bau der Bahn wurde in allen Teilen für gut befunden. Um 10.30 Uhr traf die Kleinbahnkommission in Hennstedt ein, und wurde im hiesigen Bahnhofshotel das Frühstück eingenommen. Die Amtsvorsteher und Gemeindevorsteher hatten sich an den Grenzen des Kirchspiels- bzw. der Gemeinden eingefunden, um Beschwerden an Ort und Stelle anzubringen. Die besichtigte Strecke wurde für den Verkehr freigegeben, und schon am nächsten Tage fuhren die Züge in beiden Richtungen. Es wurden drei Zugpaare eingesetzt, je eines morgens, nachmittags und abends. Fahrtdauer zwischen Heide und Delve: 53 Min., Fahrpreis III. Klasse: 4 Pfg. je Kilometer.
Wie diesem Bericht zu entnehmen ist, musste inzwischen auch schon das Bahnhofsgebäude in Hennstedt fertig gestellt worden sein. 
Der Landbote setzte seinen Bericht am 19.5.1905 wie folgt fort:
Zum Zeichen der Freude über die stattgefundene Betriebseröffnung unserer Kleinbahn war unser Ort mit Fahnen reichlich geschmückt. Bei jeder Ankunft eines Zuges hatten sich auf dem hiesigen Bahnhofe eine Menge Zuschauer eingefunden. Am Abend wurde ein Fackelzug veranstaltet, welcher kurz vor 10.00 Uhr auf dem Bahnhofe Aufstellung nahm. Beim Eintreffen des Zuges hielt Herr Gemeindevorsteher Stahl eine kurze Ansprache, worauf die Musik ‚Heil dir im Siegerkranz’ spielte. Nachdem noch ein Umzug durch den Ort gehalten wurde, wurde nach dem ‚Kaisersaal’ marschiert, wo noch ein Kommers stattfand. Zahlreiche Toaste wurden ausgebracht, und die Musik sorgte für Abwechslung. Hieran schloss sich ein Tanzkränzchen an. Herr Gastwirt Storjohann vom ‚Deutschen Hause’ hatte für den Abend die Rudolph’sche Damenkapelle engagiert, welche nach dem Konzert auch ein Tanzkränzchen veranstaltete
Am 5. Oktober 1905 war die restliche Strecke des Nordhalbrings bis Pahlhude und am 23. Dezember 1905 der Südhalbring fertig. Die Norderdithmarscher Geest hatte ihre Kreisbahn! 
Es sollte allerdings noch eine offizielle Einweihungsfeier im großen Rahmen für die ganze Kleinbahn erfolgen, die für den 18. Juni 1906 am Heider Kleinbahnhof geplant war und zu der sich viele Honoratioren - u.a. der Regierungspräsident aus Schleswig und der Präsident von der Königlichen Eisenbahndirektion Altona - angesagt hatten. Als Abschluss der Feier war eine Rundfahrt mit der Bahn vorgesehen mit einem Halt an jeder Station, auf der jeweils ein kleines Begrüßungskommitee erwartet wurde.
In Hennstedt kam es bei der Versammlung zur Planung dieser Feier, an der auch der Landrat Dr. Behncke teilnahm, zu großen Tumulten, wie dem ‚Landboten’ vom 22. Mai 1906 zu entnehmen ist: Am 22. Mai hielt der Landrat Dr. Behncke in der Hennstedter Bahnhofswirtschaft eine Konferenz ab, um mit den örtlichen Instanzen den Verlauf der Feierlichkeiten im Einzelnen zu besprechen. Dabei wurde ihm mulmig zumute, denn zu seinem Schrecken musste er die Feststellung machen, dass der alte Streit ‚Hie Ost – hie West, hie Vester – hie v.d. Heyde’ – noch nicht erloschen war, sondern unter der Oberfläche weiterschwelt. Er wandte sich in einem Schreiben an den Vorsitzenden des Hennstedter Kriegervereins, weil dieser, wie er(sich) ausdrückte, der größte Verein im Ort sei und ‚alle Stände’ in ihm vertreten seien. Er brachte seinen dringenden Wunsch zum Ausdruck, dass dieser Verein doch recht zahlreich an den Einweihungsfeierlichkeiten teilnehmen möge‚ denn so hohen Besuch würde Hennstedt schwerlich wieder erhalten. Daraufhin setzten sich Kirchspielschreiber Schmidt und Pastor Beckmann mit großem Engagement für eine geschlossene Teilnahme ein. Nach vielen Auseinandersetzungen und Debatten zwischen den einzelnen Lagern schafften sie es mit viel Geschick, die Gemüter zu beruhigen. Sie wiesen darauf hin, dass die Bahn für Hennstedt einen wirtschaftlichen Aufschwung bedeutet, von dem viele im Dorf profitieren würden. Denen man es zu verdanken hätte, sei man es schuldig, zahlreich am Begrüßungskomitee teilzunehmen. Schließlich konnten sie alle Vereinsvorstände und viele Bürger von der Richtigkeit einer Teilnahme an der Veranstaltung überzeugen, so dass sogleich ein Festtagsprogramm zusammengestellt wurde. 
Am 20. Juni 1906 berichtete der ‚Landbote’ wie folgt:
Vom schönsten Wetter begünstigt, fand… die Einweihung unserer Kleinbahn statt. Wie wir vernehmen, war von den hohen Staatsbeamten nur Se. Exzellenz der Herr Oberpräsident erschienen. Der Regierungspräsident mit den Herren der Regierung, sowie der Präsident der Eisenbahndirektion hatten … absagen müssen, weil sie an einer Bereisung des Kaiser-Wilhelm-Kanals teilnehmen mussten. Um 12 Uhr versammelten sich der Kriegerverein, die beiden Kampfgenossenvereine, die Freiwillige Feuerwehr, die Liedertafel und der Turnverein in ihren Vereinslokalen und marschierten, nachdem sie die Mädchenklasse abgeholt, mit Musik nach dem Bahnhofe. Der Bahnhof war mit Flaggen und Girlanden reichlich geschmückt; ebenfalls prangte unser Ort in Flaggenschmuck. Als der mit Blumen geschmückte Zug am Hennstedter Bahnhof eintraf, wurden die Gäste durch den Chor der Volksschule und die Feuerwehrkapelle mit Gesang und Musik begrüßt. Es folgten die Ansprache vom Hauptpastor Thomsen und Rektor Petersen, in denen die Verdienste des Amtsvorstehers und des Landrats um diese Kleinbahn hervorgehoben wurden.Die Gewürdigten bedankten sich jeweils in ihren Reden, verbunden mit guten Wünschen für die Bahn. Nach den üblichen Hoch- und Hurra-Rufen auf Land und Kaiser wurde zu einem kleinen Umtrunk und Imbiss in die Bahnhofsgaststätte eingeladen, in der noch einige Gespräche zwischen dem Reg. Präsidenten und verschiedenen Hennstedter Vereinen stattfanden. Abschließend setzte sich der geschmückte Zug mit den wieder eingestiegenen Honoratioren langsam in Richtung Hollingstedt in Bewegung...Es war eine schöne Feier.
Die Honoratioren und das Zugpersonal, die an jeder Bahnstation einen kleinen Umtrunk ‚absolvierten’, sollen bei der späten Ankunft in Heide ‚sehr lustig’ gewesen sein!
Die Gesamtkosten der Bahn beliefen sich auf 3.108.000 RM, davon Grunderwerbskosten 380.000 RM und Kosten für ‚rollendes Material’425.000 RM. Die Zuschüsse von Staat und Land beliefen sich auf  je 606.000 RM, die Restfinanzierung wurde durch Kreisanleihen geleistet. 

Erster Spatenstich für die Kleinbahn am 17.April 1904 mit Amtsvorsteher Vester (1), Landrat Dr. Behncke (2), Lutz Behncke (3), Ökonomierat Peters (4), Gemeindevorsteher Hinrichs (5), Baurat Küchler (6)

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