Die Kanzel in der Secundus Kirche wird von Kunsthistorikern als besonders gelungenes Werk gerühmt. 1641 erkannte die Kirchengemeinde, dass eine neue Kanzel gebaut werden musste, und so machte sich 1650 der Bildhauer Henning Clausen aus Neuenkirchen ans Werk, 1651 konnte die Kanzel aufgestellt werden. Sie besteht aus einem fünfseitigen `Kanzelbecher`, der von der Figur des Mose getragen wird. Dieser hält in der linken Hand zwei Tafeln mit den 10 Geboten, die rechte Hand weist darauf. Am Kopf des Mose fallen die aus den Haaren hervortretenden Hörner auf: Die Darstellung des Mose mit Hörnern ist eine alte Tradition und ist in manchen christlichen Kunstwerken zu finden. So ist Mose auch in der Secundus Kirche mit diesen Attributen ausgestattet; eigentlich sollte hierin Strahlen des Mose ausgedrückt werden als Zeichen einer göttlichen Kraft. Die fünf Seiten des Kanzelbechers sind mit Relieffeldern geschmückt und zusätzlich mit je einer menschlichen Gestalt versehen.
Dabei handelt es sich um fünf Apostel: Petrus mit dem Schlüssel, Andreas mit dem schrägen Kreuz, Matthäus mit dem Winkeleisen, Jakobus mit dem Pilgerstab und Paulus mit dem Schwert.
Die Brüstung der Kanzel wird von Säulen getragen und ist mit Engelsköpfen und -flügeln verziert. Der untere Rand der Kanzel trägt eine Inschrift, die auf die Personen und die Zeit des Baus verweisen. Auch die Treppenbrüstung ist mit zwei Reliefs geschmückt, die die Evangelisten Lukas und Johannes darstellen.
Auf dem Schalldeckel über der Kanzel stehen schön gebildete Figuren, die aber mangels besonderer Attribute nicht zu deuten sind. Unter dem Baldachin, der sich auf der Mitte des Schalldeckels befindet, steht die Gestalt Christi mit der Weltkugel in der Hand. Als höchste Figur ganz oben auf dem Baldachin ist ein Pelikan zu sehen, der sich mit dem Schnabel die Brust aufreißt, um seine beiden Jungen zu nähren. Diese Darstellung ist in der christlichen Kunst ein beliebtes Symbol für den Opfertod Christi. Die schön gestaltete Kanzel in der Secundus Kirche lädt zu genauer Betrachtung ein. Sie versinnbildlicht den christlichen Glauben, der sich mit Mose auf das Alte Testament und mit den Aposteln und Evangelisten auf das Neue Testament gründet.
Unter den Kanzeln des 17. Jahrhunderts in unserer Region nimmt die der Hennstedter Kirche durch ihre Qualität eine Sonderstellung ein. Henning Clausen aus Neuenkirchen schuf auch die Kanzel in Hattstedt, in die er sein Selbstbildnis schnitzte. Er hat in Rendsburg und Neuenkirchen gelebt, ein Grabstein dort wird ihm zugeschrieben.
Die Kanzel
Mose