Verbände und Vereine

Elektrizität in Hennstedt

Noch zur Jahrhundertwende war Hennstedt ohne Strom.
Für die Beleuchtung sorgten in den Häusern und Ställen die Petroleumlampen, auch die Straßenlaternen, die an wichtigen Straßen und Ecken aufgestellt waren, wurden damit gespeist.
Energielieferant für die Mühlen war der Wind, auf den der Müller oft tagelang warten und bei seinem Eintreffen in der Erntezeit die ganze Nacht über durcharbeiten musste. So war er den Launen des Windes vollkommen ausgesetzt, bis später eigene Dampfmaschinen in den Mühlen die Zeit der Windstille überbrückten.
Geheizt wurde mit Holz, Torf und Kohle. Auch die Kochherde, Waschkessel und Badeöfen befeuerte man damit.
Der Betriebsleiter der Meierei Lauritz Schmid  war es, der den Anstoß zur Planung einer elektrischen Beleuchtung der Straßenlaternen in Hennstedt gab, angeregt durch die Erfahrungen anderer größerer Meiereien, die ihre Lokomobile (fahrbare Dampfmaschinen) bereits zur Erzeugung von elektrischem Strom nutzten.
So gründete sich im Januar 1910 eine ‚Lichtgenossenschaft’ in Hennstedt mit dem Ziel, auch hier die Straßenlaternen mit dem Strom aus der Meierei zu beliefern.
Um die Leistungsfähigkeit zu erweitern, versuchte man die zweite Meierei in der Heider Straße in das Vorhaben mit einzubeziehen. Diese hatte sich jedoch Jahre zuvor wegen Meinungsverschiedenheiten von der alten Meierei abgespalten und zeigte kein Interesse an diesem Vorhaben.
So erwarb die inzwischen in ‚Elektrizitätsgenossenschaft’ umbenannte Einrichtung unter Führung des Amtsvorstehers Johannes Vester (sh. Kreisbahn) ein Haus in der Heider Straße 34 (heute Dahms) und beauftragte die Berliner Firma Siemens & Schuckert bei einer Auftragssumme von 52.000 Mark mit dem Ausbau des Hauses zu einem Elektrizitätswerk. 
Im Auftrag eingeschlossen waren auch die Leitungen, die Straßenlaternen und 108 Hausanschlüsse.
Am 25.11.1910 war es so weit. Das kleine E-Werk nahm seinen Betrieb auf, und alle Dorfbewohner freuten sich über das nun wesentlich hellere Licht.
Sogleich bot der geschäftstüchtige Klempner Hermann Meggers im ‚Hennstedter Landboten’ elektrische Beleuchtungsartikel wie Zuglampen, Kronen, Wandarme und Ampeln an. …..
Ein Elektroingenieur aus Kiel wurde vom Landwirtschaftlichen Verein Hennstedt gebeten, über die „Elektrizität in der Landwirtschaft“ zu referieren.
Nach und nach rüsteten auch viele Handwerksbetriebe auf elektrische Maschinen um. (sh. auch Bericht Gebr. Völker).
30 Jahre lang lieferte das kleine E-Werk den Strom, bis 1940 die Schleswag den inzwischen in die Jahre gekommenen und störanfällig gewordenen Betrieb durch ihr Fernleitungsnetz ablöste und auf Wechselstrom umstellte.
Heute können die Hennstedter zwischen verschiedenen Stromanbietern wählen; einige haben dank der Solartechnik auch selbst ein kleines E-Werk im Haus.
Bemerkenswert ist, dass zu den heutigen Energielieferanten auch wieder der Wind gehört – wie in alten Zeiten!
 

Das ‚Herz’ des Hennstedter E-Werks Maschinenraum mit Generator und Dampfmaschine

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