Transportwege

Niedergang

Während zwischen den Jahren 1914 und 1925 sowohl bei den Personen als auch beim Stückgut und Schlachtvieh die höchste Beförderungsleistungen zu verzeichnen waren, reduzierten sich diese Zahlen danach stetig. Was war geschehen?
Bereits im 1. Weltkrieg wurde beim Einsatz von motorisierten Kraftwagen zur Front deren Flexibilität erkannt. Nach der Demobilisierung erwarben weitsichtige und clevere Geschäftsleute solche Fahrzeuge relativ günstig und gründeten damit eigene Fuhrunternehmen. Güter konnten nun mit den Lastkraftwagen direkt von Ort zu Ort und damit schneller und wirtschaftlicher zu den einzelnen Zielen gefahren werden.
Als Joh. Vester 1919 sein Amt als Amtsvorsteher aufgab, mochte ihn bereits eine Ahnung von der Gefährdung seines Lebenswerkes beschlichen haben.
Auch die Schmalspur der Kleinbahn entwickelte sich immer mehr zum technischen Nachteil, da die Güter zu ferneren Zielen dabei ständig auf dem Heider Bahnhof auf die Güterwaggons der Staatsbahn mit normaler Spurweite umgeladen werden mussten, was zeitraubend und kostenintensiv war.
Im Personenverkehr erkannte man die Vorteile von Omnibussen, so dass diese – nachdem der Kreis Norderdithmarschen der Firma Jungjohann in Heide 1925 bereits die ersten Konzessionen für Linienbusse auf bestimmten Strecken erteilt hatte – immer mehr die Personenbeförderung mit der Kleinbahn ersetzten. 
In Heide entstand der sogenannte ‚Gummibahnhof’ – auf der anderen Seite der Geleise gegenüber dem Bahnhofsgebäude gelegen -, auf dem die Busse auf ihre Fahrgäste warteten, um dann pünktlich in alle Richtungen des Kreises Norderdithmarschen abzufahren. Von dort gab es auch zwei verschiedene Buslinien über Hennstedt in Richtung Delve bzw. Friedrichstadt. 
Der Güter- und Personenverkehr – ursprünglich von den Pferdefuhrwerken auf die Schiene verlagert – entwickelte sich jetzt in umgekehrter Richtung wieder auf die Straße. 
Die Bahndirektion versuchte noch, mit einer Werbebroschüre dagegen zu halten, und gab das Heft ‚Mit der Kleinbahn durch die landschaftlich schöne Geest des Kreises Norderdithmarschen“ heraus, um Ausflügler für Bahnfahrten zu gewinnen. Auch der Landarzt Dr. Wrede wurde gebeten, in seiner Praxis ein solches Heft auszulegen. Jedoch alle Bemühungen waren nur Stückwerk. Die immer höher auflaufenden, erforderlichen Zuschüsse überstiegen die finanzielle Leistungskraft des Kreises. Besonders die Kreistagsabgeordneten aus den Marschgebieten murrten. Teilstilllegungen, Verkehrseinschränkungen und Entlassungen von Betriebspersonal häuften sich.
Die auf den Namen ‚Hennstedt’ getaufte Lok rostete bereits 1927 im Lokschuppen des Heider Kleinbahnhofs vor sich hin.