Persönlichkeiten

Reinhardt Guldager (1929-2007)

Immer wieder hat es Menschen gegeben, die mit ihrem Schaffen über die Grenzen ihrer Heimat weit hinaus bekannt geworden sind, dabei aber nie den Bezug zu ihrer Herkunft verloren haben. Dazu gehört Professor Dr. Ing. Reinhardt Guldager.
Er kam am 17. April 1929 als jüngster von drei Söhnen in einer Hennstedter Kleinbauernfamilie zur Welt. Sein Vater betrieb zudem eine Getreidemühle. Guldager besuchte in Heide die Oberschule, was ein Ende fand, als sein Vater 1945 verstarb. Der 16-jährige absolvierte bis 1949 eine Lehre zum Zimmermann, verfolgte dabei aber sein  Berufsziel, denn er wollte Architekt werden. 1950 ging er an die Fachhochschule in Eckernförde und begann anschließend, 1953, sein Studium an der Technischen Hochschule in Hannover, wo er bereits 1957 sein Diplom machte und später ebenfalls  seine Dissertation schrieb und promovierte. Nach Tätigkeiten als freischaffender Architekt und Baureferendar wurde er mit knapp 30 Jahren stellvertretender Leiter des Landesbauamtes in Flensburg. Ein schneller Aufstieg. Anfang der sechziger Jahre wechselte Guldager in die Landesplanung der Staatskanzlei des Innenministeriums nach Kiel.  1961 erfolgte ein Aufenthalt in Argentinien, wo er die ebenfalls aus Hennstedt stammende Johanna Stangen ehelichte. Von Kiel aus begann die Zusammenarbeit mit Behörden der EWG in Brüssel, und 1966/67 ging er das erste Mal mit seiner Frau nach Afrika als persönlicher Wirtschaftsberater des Planungsministers von Burundi. Von 1969 bis 1973 arbeitete er für die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen der Entwicklungshilfe in Obervolta (Heute Burkina Faso) als Berater des dortigen Planungsministers. Seine Ehefrau war für die UNO tätig. Reinhardt Guldager hatte schon recht früh erkannt, dass die Entwicklung der nördlichen und südlichen Halbkugel immer mehr auseinander driftete. Die damit verbundene ökologische Zerstörung könnte zum Hauptproblem des zu Ende gehenden Jahrtausends werden. Eine Aussage, die zu der Zeit allerdings wenig Beachtung fand. 1973 erhielt er den Ruf an die Technische Universität Braunschweig mit der Ernennung zum ordentlichen Professor, und er übernahm den Lehrstuhl für  „Landwirtschaftliche Baukunde“, den er umbenannt hat in Lehrstuhl für „Entwicklungsplanung und Siedlungswesen“. Damals der erste  in Deutschland. Seit den fünfziger Jahren bis ans Lebensende hat Reinhardt Guldager gemalt. Seine künstlerischen Arbeiten waren in vielen großen Ausstellungen zu sehen und befinden sich jetzt als Dauerausstellung auf Schloss Gottorf in Schleswig. Der engeren Heimat blieb er immer verbunden. Er wohnte weiterhin in Hennstedt auf seinem Anwesen im Busch und nahm am Vereinsleben teil. Dazu engagierte er sich politisch. Er gründete die Unabhängige Wählergemeinschaft Hennstedt, später die Unabhängige Wählergemeinschaft Dithmarschen und nach deren Erfolg die Unabhängige Wählergemeinschaft Schleswig-Holstein. Acht Jahre, von 1982 bis 1990, war er Bürgermeister seiner Heimat-Gemeinde, und hat dabei einige seiner Vorstellungen vom Ortsbild umgesetzt. Er war Mitglied des Dithmarscher Kreistages sowie stellvertretender Landrat. Auch hier plädierte er konsequent für eine natürliche Umwelt. Seine angeborene Fähigkeit, aus Empfindungen heraus Zusammenhänge auch für therapeutisches Handeln anzuwenden, ließen ihn sich mit der Naturheilkunde befassen. 1990 erlangte er die Zulassung als Heilpraktiker in Dithmarschen. Sein gesamtes Wirken stand stets unter der Prämisse „Die Ganzheit als Ziel“. (Titel seines umfangreichen Buches) Am 30. September 1997 wurde auf Schloss Gottorf die Reinhardt-und -Johanna-Guldager-Stiftung für die Christian-Albrecht-Universität zu Kiel gegründet, die dort seither beheimatet ist.12  Reinhardt Guldager verstarb am 21. Juni 2007 in Hennstedt-Busch.
 

Reinhardt Guldager (1929-2007)

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