Der Wandel in der Landwirtschaft ist geprägt über viele Jahrhunderte von der schweren Handarbeit zu immer mehr Technik, verbunden mit relativ hohen Investitionskosten. Beispielhaft sollen einige wichtige Arbeiten beschrieben werden.
Das Mähen erfolgte lange Zeit mit der Sense. Gemäht wurden Wiesen und Getreide. Dann kam der Einsatz moderner Trecker mit Mähwerk und Zusatzgeräten für die vielfältigen Arbeitsvorgänge auf den Feldern und Wiesen.
Nach dem Mähen wird nach zwei Tagen gewendet (Heu machen), damit das Gras besser trocknet. Im Jahr wird zwei- bis dreimal gemäht. Heute wird dies mit dem Heuwendezusatzgerät erledigt.
Das Melken erfolgte mit der Hand und war das Kerngeschäft der Milchwirtschaft. Reinlichkeit war immer gefordert, sonst hatte die Milch einen unangenehmen Beigeschmack. Die ersten Melkmaschinen kamen zwar 1862 auf. Trotzdem wurde das Melken von Hand vorgezogen. Ab 1970 war der Einsatz von Melkmaschinen eine Selbstverständlichkeit. Im modernen Melkstall gibt es heute die „Melkroboter“.
Zur Verwaltung seiner Herde stehen dem Landwirt heute moderne Computerprogramme zur Verfügung, und damit hat er einen ins Einzelne gehenden Überblick über jedes einzelne Tier.
Über die Jahrhunderte wurden unterschiedliche Pflüge eingesetzt. Gezogen wurden die Pflüge durch Kühe bzw. Pferde. Dampfpflüge kamen zwar zum Einsatz, konnten sich aber nicht durchsetzen. Die modernen leistungsstarken Schlepper sind mit einem sechsscharigen Wendepflug ausgerüstet.
Uns allen ist das Bild vom Aussäen der Saat vor Augen:
Das Getreide wurde zuerst mit der Hand ausgesät. Im 19ten Jahrhundert kamen die ersten Drillmaschinen auf. Die moderne Maschinentechnik (Computerunterstützung) ermöglicht eine Einsaat ohne Verluste und Überschneidungen.
Das Getreide wurde mit der Sense gemäht, mit der hölzernen Harke zusammen gesammelt und von Hand später mit dem Dreschflegel durch die Landarbeiter gedroschen. Die ersten Dreschmaschinen (Lokomobile) kamen vor über 100 Jahren zum Einsatz. 14
Ernte- und Dreschzeit
Die schwere Arbeit in der Landwirtschaft erfuhr - zumindest in der Ernte- und Dreschzeit - zum Ende des 19. Jahrhunderts mit der Erfindung der mechanischen Dreschmaschine und den Dampflokomobilen als Antrieb eine gewaltige Erleichterung. Der Hand-Dreschflegel, mit dem das Korn auf der sogenannten Tenne aus den Ähren im wahrsten Sinne des Wortes herausgeprügelt wurde, hatte ausgedient. Diese große, körperliche Belastung für das Hofpersonal hatte ein Ende. Die Art des Dreschens konnte nun ebenfalls bestimmt werden. Entweder geschah es direkt vom Feld (Felddrusch), oder auf dem Hof wurden große „Hümpel“ gebaut und abgedroschen. Wer den Platz hatte, fuhr das Getreide zunächst auf den Stallboden, und es wurde später „aus dem Haus gedroschen“. Da nicht jeder Landwirt gleich in eine eigene Maschine investieren konnte, zumal die Betriebszeit nur in der Erntezeit war, gab es schnell Lohndresch-Unternehmen, die mit ihren Gespannen über die Höfe zogen. Mit eigenen oder von den Bauern gestellten Männern droschen sie die Ernte des Hofes ab. Notwendig war anfangs eine Gruppe von etwa 40 Personen. Diese rekrutierten sich teilweise aus Wanderarbeitern, besser bekannt als Monarchen. Diese kamen eigens zum Dreschen von überall her, und viele Orte hatten spezielle „Herbergen“, in denen sie untergebracht waren. Hier fanden teilweise richtige „Menschen-Märkte“ statt, besonders in der Marsch. In Hennstedt befand sich die Herberge im heute noch existierenden, großen Mehrfamilienhaus am Markt.
Heinrich „Hein“ Eggers, der auf Kummerfeld eine Landstelle betrieb, gründete schon um die Jahrhundert-Wende ein Dampfdresch-Unternehmen in Hennstedt. Der Umzug von Hof zu Hof fand noch mit Pferden statt. Eggers baute sein Unternehmen schnell aus und setzte zwei Großdreschgarnituren ein. Bald schon schaffte er den ersten „Selbstfahrer“ an. Das waren Lokomobile, die mit eigenem Antrieb auch den Dreschsatz zogen. Die Pferde hatten zumindest hier ausgedient. Später übernahm sein Sohn Willi Eggers den Betrieb und danach Enkel Johann. 1952 wurde noch einmal in eine neue Groß-Maschine der Firma Hummel investiert. Das Unternehmen wurde allerdings mit dem Einzug der Mähdrescher aufgegeben. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es neben Eggers noch vier weitere Lohndrescher in Hennstedt. Bernhard Andersson, der schon am Anfang der fünfziger Jahre neben zwei Dreschmaschinen einen Mähdrescher besaß, hatte viele Kunden in der Marsch. Sein Bruder Willi Andersson hatte zunächst zwei Dreschmaschinen und für die „dreschfreie“ Zeit einen Buschhacker, mit dem er sein Geld verdiente. Walter Schmidt war mit seiner Maschine in Marsch und Geest im Einsatz. Heinrich Schmidt aus Östermoor schließlich hatte nur eine kleine Dreschmaschine, mit der er vornehmlich auf den „Kleinstellen“ gedroschen hat. Willi Andersson und seine Söhne haben noch bis in die neunziger Jahre hinein eine Flotte von sechs bis acht Mähdreschern und separate Strohpressen betrieben. Mittlerweile existiert in Hennstedt kein einziges Lohndresch-Unternehmen mehr. Nicht nur hier haben Landwirte eigene Mähdrescher angeschafft oder gehören zu Dreschgemeinschaften. Mähdrescher schaffen im Ein-MannBetrieb die Arbeit, die früher Wochen gedauert hat, in Stunden, maximal in Tagen. Nachfolger der früheren Lohndresch-Unternehmen sind heutzutage die vielen, leistungsstarken landwirtschaftlichen Lohnunternehmer.
Es kommen heute Mähdrescher zum Einsatz, mit denen ein Mann die gesamte Getreideernte abwickeln kann.15
Schon recht früh hatte Lohndrescher Heinrich Eggers einen mobilen, selbstfahrenden Dreschsatz mit Lokomobil. Hier in den 20er Jahren mit einer Dreschmannschaft. 2. Reihe, ganz links stehend, mit Händen in den Hüften, Willi Eggers
Lehrer Scharff hilft bei der Heuernte
Mistabladen in den 1920er Jahren
Dieser Miststreuer der 60er Jahre ist eine Erfindung von Walter Timm
Lehrer Scharff hilft bei der Heuernte
Lohndrescherei Willi Eggers in Hennstedt, hier beim Dreschen in Pferdekrug bei Ernst Thiessen. Rechts im Bild Willi Eggers (50er Jahre)
Hier wird bei Peter Kohl in der Norderstraße gedroschen, ebenfalls mit Lohndrescherei Willi Eggers. Rechts auf dem Hümpel Peter Kohl, 2. Von rechts Johann Eggers