„Drittes Reich“ im Dorf

Kriegsgeschehen

Der Kriegsausbruch 1939 löste in Hennstedt Besorgnis aus – den Krieg 1914/18 hatten die Einwohner noch in schlimmer Erinnerung; denn Hennstedt hatte damals viele Gefallene zu beklagen. Nun wurden die wehrfähigen Männer eingezogen und auf den Höfen und in den Betrieben der Arbeitskräftemangel deutlich. Als „Ersatz“ wurden ab 1940 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus den überfallenen Ländern als Arbeitskräfte vom Arbeitsamt zugewiesen. Die Umstellung auf Bezugsscheine für Versorgungsgüter, die Anordnung zur Verdunkelung, das Einüben des Verhaltens bei Alarm machten den Alltag zusätzlich beschwerlicher. 37 Hennstedt blieb vom eigentlichen Kriegsgeschehen weitgehend verschont – wenn auch feindliche Tiefflieger häufig Ängste auslösten. 
Im Nachbarort Kleve fiel eine Bombe mitten im Dorf, in Hennstedt dagegen eine auf eine Koppel knapp außerhalb. Zweimal stürzten feindliche Tiefflieger ab, wobei ein Pilot ums Leben kam, der andere sich zunächst mit dem Fallschirm retten und verstecken konnte, dann aber doch aufgegriffen und verhaftet wurde.
Gegen Ende des Krieges wurden an der Brücke über den Töschen bei der Tellingstedter Straße Sprenglöcher gegraben. Hautnah spürten die Hennstedter die Schrecken des Krieges, wenn ihnen die Todesnachricht eines lieben Angehörigen überbracht wurde mit der „tröstlichen“ Aussage: 'Gefallen für Volk und Vaterland'.  Das Dorf Hennstedt hatte insgesamt 97 Gefallene zu beklagen, im gesamten Kirchspiel sind es weit mehr, dazu kommen die Vermissten, von denen wahrscheinlich viele gefallen sind. In der Ehrenhalle der Hennstedter Kirche sind auch die Gefallenen von Angehörigen der ehemaligen Flüchtlinge aus Pommern, Ostpreußen und anderen Ostgebieten aufgeführt. Indirekt erlebten die Hennstedter aber das Grauen des Krieges durch die Berichte der Evakuierten aus den Großstädten Schleswig-Holsteins und Hamburg - vor allem nach den verheerenden Bombardierungen von Hamburg im Juli 1943.  Im August 1943 waren allein in Norderdithmarschen über 7.000 Evakuierte untergebracht“. 38  Die Einquartierungen wurden von den Hennstedtern hingenommen, wenn auch Spannungen oder Streitigkeiten nicht ausbleiben konnten.
 

Bombensplitter

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