Brauchtum/Traditionsvereine

Kyffhäuser-Veteranen-Kameradschaft

Seit 1952 gibt es in der Gemeinde Hennstedt eine Kyffhäuser-Veteranen-Kameradschaft e.V. 13 Sie steht in der Tradition zweier örtlicher Kriegervereine, die sich Kampfgenossenverein von 1848/51 und Kampfgenossenverein von 1870/71 nannten. Gegründet wurden diese von ehemaligen Teilnehmern des Aufstandes gegen die Dänen sowie des deutsch-französischen Krieges, worauf die Jahreszahlen in ihren Vereinsnamen hinweisen. 
Ähnliche Kriegervereine mit dem gleichen Hintergrund bildeten sich im neu gegründeten Kaiserreich fast in jeder kleineren und größeren Ortschaft. Auch dort erinnern heute noch steinerne Kriegerdenkmale an die Gefallenen der kriegerischen Ereignisse von 1848/51 und 1870/71 - oft ergänzt um die Namen der Kriegstoten der letzten beiden Weltkriege.
Im Jahr 1900 existierten bereits 29.000 derartige Vereine mit ca. zwei Millionen Mitgliedern, die sich unter dem Dachverband Deutscher Reichskriegerbund Kyffhäuser zusammengeschlossen hatten.14 In Schleswig-Holstein waren es 1914 bereits 886 Kriegervereine mit ca. 80.000 Mitgliedern.15
Eines der größten Denkmale zur Erinnerung an die deutsche Reichsgründung 1871 wurde 1896 auf dem Kyffhäuser-Berg in Thüringen errichtet und durch die vielen Kriegervereine finanziert, die mit großem Aufwand Spenden sammelten und damit die Summe für die Kosten dieses Monumentalbaus aufbrachten. 
So mancher Verein führt seitdem das Wort ‚Kyffhäuser’ in seinem Namen.
Das Erinnern an die Ereignisse von 1848/51 und 1870/71, die letztendlich mit zur Bildung des Deutschen Reiches führten, war Sinn und Zweck dieser Vereine. Des Weiteren war den Gründungsmitgliedern wichtig, die kriegsversehrten Kameraden und Kriegerwitwen zu unterstützen und das Andenken der Gefallenen zu pflegen. So errichteten sie ihnen zu Ehren ein Kriegerdenkmal, das in der Form eines Obelisken heute noch auf der Kreuzung der beiden Hauptwege des Hennstedter Friedhofes zu sehen ist.
Das mit der deutschen Reichsgründung 1871 wachsende Nationalbewusstsein wurde auch von den Kriegervereinen entsprechend gepflegt. So richteten diese u.a. die Feiern zu Kaisers Geburtstag sowie die ‚Sedan-Feier’ zur Erinnerung an den siegreichen deutsch-französischen Krieg von 1870/71 aus. Diese Veranstaltungen hatten einen hohen nationalen Anspruch und endeten nach patriotischen Reden mit dem bei solchen Feiern gebräuchlichen Schleswig-Holstein-Lied und einem dreifachen Hoch und Hurra auf ‚Kaiser und Vaterland’.
Bedingt durch das wachsende Nationalbewusstsein und den großen Zulauf entwickelte sich der Hennstedter Kampfgenossenverein um 1900 zum bedeutendsten aller Hennstedter Vereine, deren Mitglieder – im Gegensatz zu den anderen Vereinen - aus allen sozialen Schichten kamen. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges gründeten Hennstedter Veteranen einen neuen Kriegerverein, dem sich die noch lebenden 27 Mitglieder der Kampfgenossenvereine anschlossen. 
Ab 1935 nannte sich dieser Verein Kyffhäuser-Kameradschaft und erfuhr 1937 durch die Gleichschaltung im Nationalsozialismus eine zwangsläufige Umstrukturierung unter dem Dachverband NS-Reichskriegerbund. Dabei verloren alle Kriegervereine ihre Selbständigkeit und mussten sich dem damaligen Zeitgeist anpassen.
Es ist zu vermuten, dass die Mitgliederzahl und Aktivitäten in dieser Zeit – wie bei anderen Vereinen dokumentiert – auch hier zurückgingen. 1945 wurde der Reichskriegerbund wegen des militärischen Hintergrundes per Kontrollratsgesetz durch die britische Besatzung aufgelöst. 
Anfang der 50er Jahre wuchs jedoch von ehemaligen Hennstedter Kriegsteilnehmern nunmehr beider Weltkriege der Wunsch nach einer Neugründung des Kyffhäuservereins mit den Schwerpunkten der Kameradschaftspflege und des Schießsports. Hierzu benötigte man allerdings die Genehmigung der britischen Besatzung.
Mit der Erklärung, dass der ‚Kyffhäuser-Verein’ sich der Demokratie verpflichtet fühlt, gelang es den Hennstedtern Willi Claußen, Rolf Gosau und Ernst Sprenger, bei der Militärregierung in Celle solch eine Erlaubnis zu erhalten. 
Auf der am 4. Mai 1952 im ‚Kaisersaal` stattgefundenen Gründungsversammlung wurde die neue Satzung festgelegt und der Verein am 2. Juli des gleichen Jahres in das Vereinsregister durch das Amtsgericht Heide eingetragen.
Die Mitgliederzahl des Vereins wuchs rasch, sodass im September des gleichen Jahres 192 ehemalige Kriegsteilnehmer verzeichnet wurden. Auf jeder Versammlung wurde nun zunächst der gefallenen, vermissten sowie der inzwischen verstorbenen Kameraden gedacht; außerdem gemäß Satzung beschlossen, wer von den Bedürftigen aus dem Kreise der ehemaligen Kriegsteilnehmer bzw. Kriegerwitwen in welcher Form unterstützt werden sollte. An die noch in Gefangenschaft befindlichen Kriegskameraden schickte man Lebensmittelpakete.
Weiterhin nahm der Verein in den 50er Jahren an den Schweigemärschen des Verbandes  der Spätheimkehrer teil, organisierte Laternenumzüge für die Kinder, Wintervergnügen in Form von Theateraufführungen oder Militärkonzerte für die Dorfbewohner. Verstorbenen Kameraden erwies man am offenen Grab mit Salutschüssen die letzte Ehre.
Ein Gewehr für den Schießsport zu erhalten, bereitete allerdings Schwierigkeiten, da 1945 alle vorhandenen Gewehre an die britische Militärregierung abgegeben werden mussten. Auf einer Auktion in Kiel ersteigerte man letztendlich ein Kleinkalibergewehr, das aber erst nach Erhalt eines Waffenscheins ausgehändigt wurde. So konnte am 23.5.1954 das erste Übungsschießen im Gasthof Kaisersaal stattfinden.
Geschossen wurde allerdings weiterhin im Saal; denn auch den durch die britische Besatzung beschlagnahmten Schießstand hinter der Verschönerung zurückzuerhalten, erwies sich als schwierig. Erst auf Antrag wurde 1961 die Rückübertragung des Besitzes von der zuständigen Behörde, des Allgemeinen Organisationsauschusses in Celle, an den ‚Kyffhäuser’ genehmigt. 
Am 21. Mai 1977 wurde das 25jährige Jubiläum der nach dem 2. Weltkrieg neu gegründeten Kyffhäuser-Kameradschaft in großem Rahmen gefeiert. Der Präsident des Deutschen Schützenbundes, Prinz Friedrich Ferdinand zu Schleswig-Holstein, ließ es sich nicht nehmen, ein paar Grußworte auf dieser Feier zu sprechen und ein kleines Buchpräsent mit nebenstehender Widmung zu überreichen.
Das 50jährige Bestehen der Kyffhäuser Kameradschafte.V. wurde am 4. Mai 2002 ebenfalls - dem Anlass angemessen - mit einem Umzug, einer Kranzniederlegung in der Ehrenhalle und einem ‚Kommers’ im Kaisersaal groß gefeiert.
Heute hat die Kyffhäuser-Kameradschaft ca. 90 Mitglieder. Ihre Aktivitäten haben sich fast ausschließlich auf den geselligen Bereich verlagert. Lediglich die Kranzniederlegung am Volkstrauertag in der Ehrenhalle der Kirche und das Denkmal auf dem Friedhof erinnern noch an die Ereignisse, die Anlass zur Gründung dieses Vereins gaben.
Die Inschrift einer der vier Tafeln auf dem Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die Gefallenen von 1848/51 und 1870/71 ist heute kaum noch lesbar - war allerdings nicht so verwittert, als dass sie nicht von Hans-Karl Wrede entziffert werden konnte.
Der heute etwas sonderbar anmutende, pathetische Wortlaut entsprach dem damaligen Zeitgeist. Er stammt aus einem Gedicht von Theodor Körner (1791-1813), das dieser kurz vor seinem Tod im Lützowschen Freikorps verfasste.

Kyffhäuserdenkmal

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Vorderseite der bereits etwas zerschlissenen Fahne des Kriegervereins (Archiv Amt Hennstedt, Fotos: Hans-Karl Wrede)

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Rückseite der bereits etwas zerschlissenen Fahne des Kriegervereins

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Die Kyffhäuser-Veteranen-Kameradschaft Hennstedt mit den Kameraden des 1.Weltkrieges (oberes Bild) sowie des 2. Weltkrieges (unteres Bild) - aufgenommen 1952
untere Reihe v. li: Hans Rudolphsen, Johannes Käseler, Ernst Käseler, Ernst Sprenger, Hugo Gehrts, Gustav Peters
2. Reihe: Albert Rohde, Hans Hinrichs, Hans Behrmann, Karl Heß, Peter Schlüter, Karl Lindemann, Arthur Beckmann, Otto Stanka
3. Reihe: Willi Thedens, Georg Gosch, Alfred Nickels, Johann-Wilhelm Schlüter, Claus Schlüter jun.,Johann Friedrich Schlüter, Hans Schlüter
4. Reihe: Siegfried Küsel, Karl Thiele, Hermann Riecke, Kurt Reiter, Nico Lorenzen, Rolf Gosau, Paul Heier, Karl Kultscher, Erwin Jeger, Johann Ploog, Friedrich Thomsen, stehend rechts: Heinrich Grilk

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Kyffhäuser-Kameraden, aufgenommen 1970 vor dem Kaisersaal
1. Reihe von links: Johann W. Heesch, Hermann Boe, Georg Gosch, Joh. Thedens, Josef Teufel, G. Witt, Claus Hinrich Schlüter
2. Reihe von links: Mit Fahne Christian Dohrwardt; Friedrich Lüders; Hermann Holm; Klaus Thomsen; M. Hansen; Hermann Hennings; R. Kraaß; Johann Rohde; Jakob Baque; Johann Wilhelm („Kantor“) Schlüter; Hans Hollensen, mit Fahne.
3. Reihe von links: Hans Ohm Senior; Paul Heier; Willi Rehbehn, Polizist; Reimer (Bobbo) Andresen; Johann Holm; Claus Hinrich Schlüter junior; Martin Sendzek
Im Eingang: Hugo Gehrts; Walter (Schmiede) Schmidt; Rolf Gosau; Siegfried Küsel; Gast von der Bundeswehr

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Widmung von Prinz Friedrich Ferdinand zu Schleswig-Holstein

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Gedicht von Theodor Körner

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