Fundsachen

Kirchenbücher

Das Taufregister von 1641 ist das älteste Hennstedter Kirchenbuch. Der Grund für die Anlage eines Taufregisters war die Abgrenzung zu den Wiedertäufern und anderen Sekten und um einen Überblick über getaufte Kinder zu haben.
Die erste Eintragung lautet:
„Anno 1641 im 16. Martiiiß Jakob Schneiderß Antje gedofft. Elvedderen Johan Witte uf dem Ostenvelde, Bade Johans Grette und Hans Schneiderß Cathrin.“
Es wurde also weder der Geburtstag noch der Name der Mutter aufgezeichnet. Erst 1765 wird der Name der Mutter und von 1772 ab auch der Geburtstag des Kindes genannt. Von 1772 an sind Verlobungs-, Trau-, Konfirmations- und Sterberegister vorhanden, die durch großfürstlichen Befehl vom 22. November angeordnet worden waren.
Die alten Kirchenbücher enthalten noch manche interessanten Nachrichten; z.B. wird berichtet, dass in einer Dezembernacht des Jahres 1776 ein Kind ausgesetzt wurde, welches in der Taufe später den Namen „Telsche Unverloren“ bekam. Ein Hinweis darauf, dass auch dieses Kind nicht verloren sein soll.
Interessant ist auch der Nachweis einer patronymischen Namensgebung. Am 9. März 1783 starb Peter CARSTENS im 75igsten Lebensjahr. Seine Eltern waren Carsten JEBENS und Höbcke. Seine Großeltern auf väterlicher Seite waren Jebe GROHT und auf mütterlicher Seite Peter PETERS und Höbcke. Die Kinder bekamen also als neuen Familienname den Vornamen des Vaters. 
Am 10. 4.1737 weilte der letzte Gottorfer Herzog Karl Friedrich, der Vater des späteren Zaren Peter von Russland zur Kirchenvisitation in Hennstedt. Dieser Herzog hatte eine große Vorliebe für Zigeunertaufen. Fast alle Kirchenbücher seiner Lande künden davon. Die Hennstedter Taufeintragung lautet: “Den 10. April ist auch getauft worden der auf Ihro Königliche Hoheit allergnädigster Ordre hierher versannte Zigeunerknabe „Jürgen Sonstgundrumin, welchen die Zigeunerkinder aber Dessau nennen, 5 Jahre alt. . .“
Außer diesem und einem weiteren Zigeunerkind sind zweimal Menschen anderen Glaubens in Hennstedt seit 1641 getauft worden. Es handelte sich jeweils um Juden, von denen der eine seinen ursprünglichen Namen Finkus ablegte und sich dann Amandus Johann Wilhelm Gottlieb nannte. Er heiratete und ließ sich als Kolonialwarenhändler in Hennstedt nieder.
Das Sterberegister meldet u.a. einen außergewöhnlichen Fall:
„ Am 8 August 1813 ist beerdigt Claus Hinrichs, des Hausmanns Jürgen Hinrichs Sohn, 13 Jahre alt, welcher des Abends nach 6 Uhr, da er die Pferde in die Koppel bei Apeldöhr zu Osten-Hennstedt gebracht, von einem Vagabunden in einer Kornkoppel ermordet wurde. Nachdem der Verdacht auf den mit einer türkischen Trommel bettelnd gefundenen Vagabunden gefallen war, so ward er arretiert, nach Hennstedt gebracht, wo er dann die gräuliche Tat gestand und bekannt. Als Ursache der Ermordung hat er angegeben, dass er in Dörpling vier Schilling schuldig gewesen, welche er dann für das dem Knaben geraubte Hemd, nachdem er es verkauft, erhalten.“